6. Dezember 2024
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Herrausforderung für Landwirtschaft

Blauzungenvirus breitet sich im Barnim aus: Neue Herausforderungen für die Landwirtschaft

Blauzungenvirus erreicht den Barnim

In der Region Barnim, insbesondere in Eberswalde und dem umliegenden Ökodorf Brodowin, steht die Landwirtschaft vor einer neuen Herausforderung: das Blauzungenvirus (BTV), eine anzeigepflichtige Tierseuche, breitet sich massiv aus. Die aktuelle Situation erfordert eine sofortige und wirksame Reaktion, um die Auswirkungen auf die lokale Landwirtschaft und die Tiergesundheit zu minimieren.

Ursprung und Ausbreitung des Blauzungenvirus

Das Blauzungenvirus, das durch stechende Gnitzen (kleine Mücken) übertragen wird, betrifft hauptsächlich Wiederkäuer wie Schafe, Rinder, Ziegen und bestimmte Wildtierarten. Die Krankheit, die hauptsächlich in der warmen Jahreszeit auftritt, wurde erstmalig in Deutschland in den Jahren 2006 bis 2009 mit dem Serotyp BTV-8 beobachtet. Damals konnte die Ausbreitung durch umfangreiche Impfprogramme erfolgreich eingedämmt werden.

Im September 2023 wurde jedoch eine neue Form des Virus, der Serotyp BTV-3, in den Niederlanden und kurz darauf auch in Nordrhein-Westfalen festgestellt. Seitdem hat sich das Virus weiter in Deutschland verbreitet und im August 2024 wurden erste Fälle in Brandenburg, einschließlich des Landkreises Barnim, offiziell bestätigt.

Symptome und Folgen der Blauzungenkrankheit

Die Blauzungenkrankheit verläuft bei Schafen oft akut mit Symptomen wie Fieber, Apathie, Entzündungen der Maulschleimhäute und Schwellungen am Kopf. Die Krankheit kann bei schweren Verläufen zum Tod führen, insbesondere bei hochempfänglichen Schafrassen. Bei Rindern sind die Symptome meist milder, aber auch hier kann es zu ernsthaften Gesundheitsproblemen kommen.

Für den Menschen ist das Virus ungefährlich, und Fleisch- sowie Milchprodukte infizierter Tiere können ohne Risiko konsumiert werden. Dennoch stellt die Krankheit eine erhebliche Bedrohung für die betroffenen Tierbestände und somit auch für die Wirtschaftlichkeit landwirtschaftlicher Betriebe dar.

Reaktionen und Maßnahmen in Brodowin und Umgebung

Im Ökodorf Brodowin, bekannt für seine nachhaltige Landwirtschaft und Bioprodukte, hat die Nachricht über das Blauzungenvirus bisher noch nicht zu besonderer Besorgnis geführt:

„Derzeit haben wir noch keine Blauzungenimpfungen durchgeführt, da wir aktuell ein sehr geringes Vorkommen von Mücken und Gnitzen beobachten. Wir stehen allerdings in enger Abstimmung mit dem Veterinäramt, sodass wir bei Bedarf schnell reagieren können und entsprechende Maßnahmen ergreifen.“

Die lokale Reaktion umfasst verstärkte Überwachung und Kontrolle der Tierbestände, sowie gegebenenfalls die Durchführung von Impfungen, die derzeit der einzige wirksame Schutz gegen die Krankheit sind. Das Veterinäramt Barnim empfiehlt dringend, alle Wiederkäuer, insbesondere Schafe, durch einen Hoftierarzt impfen zu lassen. Die Kosten hierfür werden teilweise von der Tierseuchenkasse Brandenburg übernommen.

Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind insbesondere für kleinere Betriebe und Bioproduzenten spürbar. Die bereits von der Inflation und hohen Energiepreisen gebeutelte Landwirtschaft sieht sich nun zusätzlichen Herausforderungen durch das Blauzungenvirus gegenüber. Die Blockade von wichtigen Verkehrswegen durch Bauernproteste, wie Anfang des Jahres auf der B5 bei Wustermark, unterstreicht die Verzweiflung und den Druck, unter dem die Landwirte stehen.

Zudem hat das Ökodorf Brodowin aufgrund sinkender Nachfrage nach Ziegenmilch und anderen biologischen Produkten bereits schwierige Entscheidungen treffen müssen, wie die Aufgabe der Ziegenhaltung und die Umstellung von Milchkühen auf Mutterkuhhaltung. Diese Anpassungen sind symptomatisch für die Herausforderungen, mit denen viele Betriebe in der Region konfrontiert sind.

Zukünftige Herausforderungen und Chancen

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten gibt es auch Chancen für Innovation und Anpassung in der Agrarwirtschaft. Die Krise hat das Bewusstsein für die Bedeutung von Gesundheitsmanagement und bioökologischer Landwirtschaft verstärkt. Initiativen zur Förderung lokaler und nachhaltiger Lebensmittelproduktion könnten langfristig zur Stärkung der regionalen Wirtschaft und zur Verbesserung der Lebensqualität in der Region beitragen.

Abschließend ist festzuhalten, dass die Ausbreitung des Blauzungenvirus im Barnim eine ernste Herausforderung darstellt, die eine koordinierte Reaktion von Landwirten, Veterinärbehörden und der gesamten Gemeinschaft erfordert. Durch proaktive Maßnahmen und Zusammenarbeit können die negativen Auswirkungen minimiert und die Grundlagen für eine resiliente landwirtschaftliche Zukunft geschaffen werden.

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